Das Jahr 2025 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr zur Erhaltung der Gletscher erklärt. Und der 21. März ist seit heuer als „Welttag der Gletscher“ im Kalender verankert. Damit soll das globale Bewusstsein für die Bedeutung von Gletschern, Schnee und Eis für das Klimasystem und den Wasserkreislauf gestärkt und auf die Folgen des Gletscherschwunds aufmerksam gemacht werden. Hier wird einiges an Veränderungen auf unsere Gesellschaft zukommen und zwar sowohl in wirtschaftlicher und sozialer, aber auch in ökologischer Hinsicht. Als Alpenland ist Österreich davon besonders betroffen, in den letzten Jahrzehnten haben die Alpengletscher etwa die Hälfte ihres Volumens verloren!
Wie ist die Entwicklung der Gletscher in den Zillertaler Alpen?
Zuletzt konnte man noch um die 70 Gletscher in den Zillertaler Alpen zählen, aber schon um das Jahr 2030 werden davon nur noch rund 50 Gletscher übrig sein. Gerade in den Jahren 2022, 2023 und 2024 waren die Rückgänge extrem stark, in diesem Zeitraum haben die Gletscher jährlich rund 5 m an Eisdicke eingebüßt. Viele „Eisriesen“ werden sich in den nächsten Jahren zunehmend in Toteis verwandeln. Das sind Eismassen, die sich nicht mehr bewegen, über kein Nährgebiet mehr verfügen und damit ihren Status als aktiver Gletscher verloren haben. Von Seiten des Naturparks können wir diesen Gletscherrückgang in den nächsten Jahren und Jahrzehnten leider nur dokumentieren und bei Exkursionen, Vorträgen und in der Umweltbildung vermitteln. Uns ist es wichtig, aktuelle Forschungsergebnisse an Interessierte weiterzugeben. Daher geht der Naturpark 2025 auch die Neuauflage der „Gletscherstudie Zillertaler Alpen“ an.
Fallbeispiel Hornkees – trauriger Rekordträger
Seit rund 35 Jahren gibt es den Hochgebirgs-Naturpark bzw. das Ruhegebiet am Zillertaler und Tuxer Hauptkamm. Allein in diesem für Gletscher kurzen Zeitraum sind riesige Eisflächen aus der Landschaft verschwunden. Als Beispiel genügt ein Blick auf das Hornkees im Zemmgrund – einem der drei großen Gletscher rund um die Berliner Hütte. Seit 1991 hat sich das Hornkees um ziemlich genau 1 Kilometer ins Hochgebirge zurückgezogen! Das sind im Schnitt 30 m Rückzug pro Jahr, im „Gletscherjahr“ 2014/15 bzw. 2019/20 lag das Hornkees mit 136 m bzw. 104 m sogar an der Spitze der österreichischen Gletscherschmelze
Gletscherkino auf der Berliner Hütte
Seit 2021 steht kurz oberhalb der Berliner Hütte eine gemütliche Zirbenbank, der inzwischen beliebte Rastplatz trägt den Namen „Gletscherkino“. Von hier aus kann man mit Hilfe historischer Vergleichsbilder den Gletscherrückgang eindrucksvoll nachvollziehen. Die Bank ist ebenso wie die geheimnisvollen Fernrohre auf der Hüttenterrasse Teil des „KlimaTops“, das verschiedene Blitzlichter auf den Klimawandel im Hochgebirge wirft. Seit Kurzem gibt es übrigens auch eine Klimapädagogen-Ausbildung, die im Rahmen des Projekts „KlimaAlps“ etabliert wurde und den Klimawandel in verschiedenen Lebensräumen sichtbar macht. Der Gletscherrückgang ist sicher die augenscheinlichste Spur für die Veränderungen rund um die Schutzhütte, aber nicht die Einzige, die man im Zemmgrund entdecken kann ...
Gibt es eine Botschaft?
Unbestritten ist, dass Schwankungen und Veränderungen schon seit jeher ein Teil des Klimas sind. Das wäre ein „natürlicher“ und bequemer Ansatz, um die Veränderungen zu erklären, die seit dem 19. Jahrhundert und vor allem in den letzten wenigen Jahrzehnten im Alpenraum stattgefunden haben: Gletscherschwund, das Auftauen vom Permafrost, vermehrte Starkniederschläge und längere Hitzewellen sind einige Zeugen dieser Veränderung. Doch mehr als 95 % der Klimaexperten sind sich darin einig, dass die „Natur“ allein nicht ausreicht, um diese unheimlich schnellen und gravierenden Veränderungen zu erklären. Wir brauchen einen Bewusstseinswandel, denn es ist höchste Zeit, an vielen Stellschrauben unseres Lebens und Wirtschaftens konsequent und rasch zu drehen. Das ist nicht bequem, in vielen Bereichen eine große Herausforderung, aber die einzige Option. Was zusätzlich motivieren sollte: von diesem Weg werden der Planet und damit auch die Menschen profitieren, selbst wenn der Klimawandel im nächsten Jahr überraschenderweise endet…