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Bergwaldprojekt - Tuxer Grenzgänger

Freiwilliger Einsatz für Tiroler Almen

Zur Pflege der Tiroler Kulturlandschaft übertönt kurzzeitig harte, ehrliche Handarbeit die eigentlich sanftmütigen Naturgeräusche der Almflächen im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen - auf der Bodenalm - und im Naturschutz- & Natura 2000 Gebiet Valsertal - auf der Nockeralm. Es gilt dabei einen wertvollen Beitrag zum weiteren Bestand der Almen zu leisten. Die ansässigen AlmbewirtschafterInnen erhalten dafür vom 10. bis 16. August 2014 die Unterstützung eines internationalen Teams. 7 fleißige, freiwillige HelferInnen verrichten mit einfachsten Mitteln schwerste Handarbeit im teilweise steilen Gelände und erleben das ursprüngliche Almleben hautnah mit. Dieses Projekt namens „Tuxer Grenzgänger“ findet gemeinsam mit dem Oesterreichischen Alpenverein (OeAV) statt und soll stark verwachsene Weideflächen zurückgewinnen und so Lebensräume erhalten bzw. schaffen.

Die ständige Pflege der heimischen Almen bewahrt wichtige Erholungs-, Erlebnis-, Wirtschafts- und Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Mit einfachstem Werkzeug und hartem, körperlichem Einsatz schwenden, entbuschen und entsteinen die ehrenamtlichen Aushilfstiroler auf über 1800 m Seehöhe die Almflächen und errichten Lesesteinmauern. Damit soll ein prägender Teil des Tiroler Kulturguts erhalten, verlorene Weidefläche zurückgewonnen und die Grundlagen für artenreiche Lebensräume der angesiedelten Flora und Fauna geschaffen bzw. erhalten werden.

Außerdem bedeutet dieses Projekt vorbeugenden Katastrophenschutz. Im Zeitverlauf wuchert Gebüsch Weide- bzw. Mähflächen zu, auch Winter und Muren bringen Steine und Felsbrocken. All dies muss nun entfernt werden. Die im Hochtal gelegenen Weideflächen der Bodenalm wurden vor einigen Jahren durch einen gewaltigen Murenabgang drastisch reduziert. Etwa 60 Milchkühe, 25 Ziegen und 25 Schafe müssen daher auf den übrig geblieben Hängen weiden. Willi Seifert, Geschäftsführer des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen, sieht die Bodenalm als besonderes und schützenswertes Schmuckstück, da sie eine der letzten, ursprünglich zu bewirtschaftenden Almen ist. Auf der Nockeralm spielt besonders die Befreiung der Mahd vom Gebüsch die zentrale Rolle, damit Helga Hager (die Sennerin) wieder mehr Mähfläche bekommt. Der Austausch des bisherigen Stacheldrahtzaunes durch einen Lattenzaun stellt eine viehfreundlichere Notwendigkeit dar, die Materialien dafür müssen zu Fuß die steilen Hänge hinauf transportiert werden. Helga Hager stellt auf der Alm hochwertigen Ziegenfrischkäse und andere Produkte her. Sie betont, dass es wichtig ist, die viele, unsichtbare Arbeit hinter den Produkten zu verstehen und wertzuschätzen. Klaus Auffinger, Betreuer des Naturschutz- & Natura 2000 Gebiets Valsertal, legte im Gespräch nahe, dass er besonders darauf Wert legt die nötigen Räume für Mensch und Natur in der Waage zu halten und die diesbezüglichen Absprachen mit den BewirtschafterInnen sehr gut funktionieren.

Klaus Ungerank, Bürgermeister von Vals, hebt einerseits die starken Veränderungen der letzten Jahre hervor, die eine ordentliche Almpflege zunehmend erschwerten und andererseits sei besonders die geschätzte Ursprünglichkeit des Tals bei Gästen sehr geschätzt und sei demnach sehr erhaltenswert. Dies sieht auch Josef Gstraunthaler, Tourismusverbandsobmann Wipptal, so: „Eine gepflegte Alm ist einfach etwas Schönes. Es ist auch ein Stück Tirol.“ Belohnt wird die Arbeit der feiwilligen HelferInnen durch die gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen. Sie erhalten Vorstellungen vom Almalltag mit all den Aufgaben und Problemen, die den AlmbewirtschafterInnen täglich im Gebirge gegenüber stehen. Auch Wissen über ökologische Zusammenhänge kann angehäuft werden. Gehaust wird bescheiden in uriger Manier vor Ort auf den Almen, wo sie auch durch die AlmbewirtschafterInnen auf´s Herzlichste verköstigt werden. Ferner erfreut auch das reine Wissen einen wertvollen Beitrag für Natur, Mensch und Almwirtschaft geleistet zu haben und dem Alltag etwas entkommen zu sein.

Seit nunmehr 14 Jahren werden über derartige Bergwaldprojekte in Kooperation des OeAV mit diversen Unternehmen Maßnahmen gesetzt, die Naturnähe, Stabilität und Vitalität des Bergwaldes verbessern sollen. Dies zielt allgemein auf die Behebung konkreter Probleme, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Erzeugung von Verständnis aller Beteiligten ab. Die Projekte stellen für die TeilnehmerInnen eine Möglichkeit dar, im Sommer neue Kontakte zu knüpfen, wertvolle Erfahrungen und Einblicke in ökologische Zusammenhänge zu sammeln. Dabei gibt es immer wieder begeisterte Wiederholungstäter, die besonders die tolle Kameradschaft der ProjektteilnehmerInnen schätzen.

 
 
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